Und so kam es …
Im April 1988 lebte meiner einer noch in seiner alten Heimat dem Rheinland. Mein Onkel und ich beschlossen, uns DAS historische Autorennen, die „Mille Migla“, in der Nähe des Gardasees anzuschauen. Gesagt, getan.
Anfang Mai war es soweit. Am Gardasee angelangt, wurde das Hotel bezogen und wir fuhren nach Brescia. Hier konnten wir alle Fahrzeuge bei ihrer Abnahme aus nächster Nähe anschauen. Flügeltürer von Mercedes, Ferraris in allen Varianten, Bugatti und noch viele andere.
Abends starteten die Fahrzeuge nacheinander eine Rampe hinunter. Ohren betörende Autos rasten vorbei und wurden vom Blitzlichtgewitter der Zuschauer verfolgt.
Für den nächsten Tag beschlossen wir, das Rennen in der Umgebung anzuschauen. Wir schmuggelten uns in das Rennen rein und so fuhren wir in nur 10 Minuten durch die Straßen von Parma die von Zuschauer noch verengt wurden. Hier war Mut gefragt.
Auf dem Heimweg erkundeten wir die Gegend und in einer kleinen Stadt haben wir angehalten, und bestellten auf einer kleinen Piazza einen Apperitiv. Und als rechte Rheinländer Bier und Lambrusco. Was war das doch für eine Zeit! Hier spielte ein junger Student auf einem Klavier, und ich fragte ihn, ob wir uns abwechseln wollten. Na klar, und so begann es … Auch junge Mädels nahmen uns war und eine kam immer mehr in meine Nähe, wenn ich spielte. In einer Pause tauschten wir die ersten Blicke und stellten uns gegenseitig vor. Laura und Rolf.
Für den Abend beschlossen wir, uns wiederzusehen. Der Funke sprang über, und wir planten, auch die nächsten Tage miteinander zu verbringen. Am nächsten Tag wurden Brot, Salami, Käse und Wein gekauft. Wir fuhren zu dritt in die Umgebung von Castiglione und machten ein Picknick neben der Landstraße und schauten uns die Oldtimer an.
Ja, es war die Liebe auf den ersten Blick. Es flogen die Schmetterlinge wie wild. Die Welt war viel zu klein für unsere Liebe. Wir machten Träume über unsere Zukunft. Sie als Kindergärtnerin und ich als ein Versicherungsfritze. Welch ein Gespann. Trotzdem mussten wir Abschied voneinander nehmen. In den folgenden Monaten sahen wir uns trotz der weiten Entfernung immer wieder. Mal ein Wochenende, mal für einen gemeinsamen Urlaub am See. Bei einer Entfernung von über 1.000 Kilometern hielt die Beziehung!
Dann kam 1989 die Maueröffnung und für mich die Möglichkeit, raus in eine neue Welt zu kommen. Die Chance gab es nur einmal für mich! Also auf nach Frankfurt/Oder. In dieser Zeit war telefonieren (noch mit Wählscheibe) fast unmöglich. Die Zeit rannte nur so. Und es kam, wie es kommen musste. Der Kontakt zu Laura ging verloren. Monate später telefonierten wir miteinander. Laura sagte mir, dass sie inzwischen einen anderen Mann kennengelernt habe, und diesen auch heiraten werde. Das war ein Paukenschlag für mich. Nur, es war ja MEINE Entscheidung gewesen, der neuen Herausforderung meiner Liebe den Vorzug zu geben. Ich Idiot!!
Das Leben nahm seinen Lauf. Jeder ging seines Weges und die Jahre vergingen. Zwischenzeitlich hatte es mich ins badische Bühl verschlagen. Hier baute ich meine Firma auf, die sich auch prächtig entwickelte. Auch heiratete ich und war viele Jahre in einer glücklichen Beziehung. Doch wir lebten uns über die Jahre immer ein Stück mehr auseinander. Wir trennten uns freundschaftlich und jeder ging privat neue Wege.
Die junge Dame war über die ganze Zeit nie ganz aus meinen Gedanken verschwunden. In all den Jahren waren meine Gedanken immer mal wieder bei ihr. Bei Laura. Wie geht es ihr? Hat sie Kinder?
Eines Abends im Januar 2016, alleine im Büro, nach einem stressigen Tag, durchstöberte ich Facebook, und tippte dort ihren Namen ein. Und was passiert? Da stand IHR Name!!
Jaaa, es gab sie noch. Und mit ihrem Mädchennamen!! Zaghaft wurden erste Mails und WA geschrieben.
Wochen später vereinbarten wir in Köln unser erstes Treffen.
Welch ein Moment. Da steht man vor der Milchglasscheibe im Flughafen, Die Beine zittern und im Kopf gehen die Gedanken auf Achterbahnfahrt.
Wird sie sich freuen? Lacht sie mich an? Ist es noch so wie damals …
Dann öffnet sich die Türe, die ersten Passagiere kommen raus, und dann, ganz zum Schluss SIE.
Ein Blick, ein Lachen, und wir lagen uns in den Armen, als wäre es gestern. Ja, da war der Glanz in ihren Augen, ihr Lachen, ihr Blick …
In den kommenden Tagen, verbrachten wir die meiste Zeit Hand in Hand mit vielen Gesprächen, mit gegenseitigem Zuhören, mit viel Gelächter und sehr viel Zärtlichkeit.
Im Leben von Laura war vieles passiert: Heirat, zwei Töchter kamen hinzu. Man lebte ein Familienleben, wie man es sich wünschte. Doch mit den Jahren folgten dem Sonnenschein dunkle Wolken. Die Ehe ging auseinander und – noch nicht schlimm genug – wurde eine Krebserkrankung festgestellt. Für Ihre Töchter eine dramatische Situation. Wie wird die Operation? Schlägt die Chemo an? Kommt Mama wieder nach Hause? Viele Gedanken sausten in ihren Köpfen. Laura beschrieb mir die Situation, wie die Krankheit sie alle drei sehr zusammengeschweißt habe. Denn trotz der Teenagerzeiten, die Mädels waren gerade 15 und 17 Jahre jung, hatten sie den Ernst und die gegenseitige Verantwortung erkannt.
Der Krebs wurde erfolgreich behandelt, die Chemo vertrug ihr Körper gut. In den nächsten Wochen erholte sie sich mehr und mehr. Auch blühte ihr Lebensmut dank Ihrer Kinder, ihrer Familie und ihren Freunden wieder auf. Sie kam in ihr Leben zurück, ging wieder zur Arbeit. In dieser Zeit besuchte Laura zwei Damen kurz hintereinander die ihr das Gleiche(!) über ihre Zukunft sagten: „Sie werden Ihre Liebe noch finden, Sie kennen ihn, denken Sie an das Wasser, er wird Sie lieben.“
Laura hatte die Kraft einer Mutter und die Entschlossenheit, diese Krankheit zu meistern und glaubte an die ihr aufgezeigte Zukunft. Für diesen Mut bewunderte ich Sie und ihre Töchter mehr und mehr.
Wir versprachen, uns nun regelmäßig wiederzusehen. In den kommenden Wochen nahm Laura regelmäßig das Flugzeug einer irischen Fluglinie und flog von Bergamo nach Köln. Jedes Mal kam uns die gemeinsame Zeit viel zu kurz vor. Sonntags ging der Flieger schon mittags wieder gegen Sünden.
Doch nach einigen Wochen beschlossen wir, dass unser nächstes Treffen in Italien am Lago di Garda stattfinden wird. Der nächste große Schritt stand bevor. Inzwischen war der Sommer dort schon fortgeschritten und wir erkundeten Sirmione, Verona, Mantua, kleine und größere Orte. Es war die Zeit des Verliebtseins. Die Schmetterlinge waren nicht fort, sie waren nur lange im Winterlager gewesen und nun wieder da. Wie gestern …
Wochen später meinte Laura, es wäre nun an der richtige Zeitpunkt, dass ich Ihre Töchter kennen lerne. Wir verabredeten uns zum gemeinsamen Mittagessen. Die Anspannung war auf allen Seiten da. Laura stellte uns vor und da mein italienisch noch in der absoluten Grundphase war (und leider auch heute noch ist) unterhielten wir uns auf Englisch. Das Eis war schnell geschmolzen und es wurde ein heiterer Mittag. Meine Feuertaufe war bestanden. Gemeinsam spazierten wir am See. Wir beide voraus, aber das Tuscheln und schelmische Lachen der beiden Teenager hinter uns hörten wir trotzdem. Unsere Blicke trafen sich und wir lachten ebenfalls. Geschafft …
Inzwischen sind schon mehr als vier Jahre vergangen und es ist immer noch die Liebe unseres Lebens. Wir pendeln regelmäßig zwischen unseren Wohnungen hin und her. Inzwischen ist aus uns eine kleine Familie geworden. Und unsere Freunde, die uns diese Jahre wunderbar begleitet haben, fragten halt immer mehr, ob ich Wein und Prosecco mitbringen könne? Volentieri, oder „gerne“, wie man in Germania sagt.
Tja, und daraus ergab sich nun die Gelegenheit, ein kleines Geschäft mit den typischen Leckereien aus „Bella Italia“ zu gründen. Ob im Online-Shop, bei uns daheim in Bühl, in der WineBank-Baden, oder am „Lago“, treffen wir uns gerne mit Euch zu einer Weinprobe oder mehr … Es gibt viel zu erzählen, zu probieren und noch vieles mehr …
Wir freuen uns auf Euch Ciao, Salute bis bald
Laura & Rolf